Input Lag vs. Reaktionszeit: Was ist wichtiger für schnelle Shooter?
Du zielst auf den Kopf des Gegners. Dein Crosshair ist perfekt platziert. Du klickst. Ein Wimpernschlag später fällst du um – eliminiert von ebenjenem Gegner. Was ist passiert? War deine Reaktion zu langsam? Oder hat dich deine Hardware im entscheidenden Moment verraten? In der Welt der kompetitiven Shooter, in der Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden, werden oft zwei Begriffe in den Ring geworfen: Input Lag und Reaktionszeit.
Beide werden in Millisekunden (ms) gemessen, beide sind entscheidend für die Performance deines Monitors. Doch sie beschreiben fundamental unterschiedliche Dinge. Zu verstehen, was sich hinter diesen Werten verbirgt und welcher davon den größeren Einfluss auf dein Aim hat, ist der Schlüssel zur Wahl des perfekten E-Sport-Monitors. Dieser Guide wird den Nebel lichten.
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Die direkte Antwort: Input Lag oder Reaktionszeit?
Für schnelle Shooter ist ein niedriger Input Lag wichtiger, da er die gesamte spürbare Verzögerung zwischen deiner Aktion (z.B. Mausklick) und der Reaktion auf dem Bildschirm beschreibt. Eine niedrige Reaktionszeit ist jedoch die zwingende Voraussetzung, damit das Bild bei schnellen Bewegungen scharf bleibt. Das eine ist ohne das andere wertlos: Ein geringer Input Lag nützt nichts, wenn das Bild durch eine hohe Reaktionszeit zu einem verschwommenen Brei wird. Umgekehrt ist ein scharfes Bild nutzlos, wenn es verzögert angezeigt wird. Der Fokus sollte daher auf der Minimierung der gesamten Systemlatenz liegen, bei der der Input Lag des Monitors eine Schlüsselrolle spielt.
Was ist Reaktionszeit (Response Time)? Der Kampf gegen die Unschärfe
Die Reaktionszeit, meist als GtG (Grey-to-Grey) angegeben, ist eine reine Eigenschaft des Panels. Sie misst, wie schnell ein einzelnes Pixel seine Farbe ändern kann, z.B. von einem hellen zu einem dunklen Grauton.
Stell dir die Pixel deines Monitors wie winzige Glühbirnen vor, die ihre Farbe wechseln können. Die Reaktionszeit ist die Zeit, die sie für diesen Farbwechsel benötigen. Ist diese Zeit zu lang, können die Pixel nicht mit der hohen Bildrate (z.B. 240 Hz) deines Monitors mithalten. Das Ergebnis ist eine sichtbare Bewegungsunschärfe, die wir als Gamer „Ghosting“ oder „Schlierenbildung“ bezeichnen. Der Gegner, an dem du vorbeiziehst, hinterlässt eine Art Schweif, was präzises Tracking unmöglich macht.
- Die Analogie: Denk an einen Sportfotografen. Die Reaktionszeit ist seine Verschlusszeit. Eine kurze Verschlusszeit (niedrige Reaktionszeit) friert einen Sprinter in einem gestochen scharfen Bild ein. Eine lange Verschlusszeit (hohe Reaktionszeit) führt dazu, dass der Sprinter als verschwommener Streifen auf dem Foto erscheint.
Moderne Panel-Technologien haben hier unterschiedliche Stärken:
- IPS-Panels bieten heute einen exzellenten Kompromiss aus sehr schnellen Reaktionszeiten (oft 1ms GtG) und guter Farbdarstellung.
- OLED-Panels sind hier der König: Da jedes Pixel selbst leuchtet und keine trägen Flüssigkristalle bewegen muss, liegt die Reaktionszeit bei unter 0.1 ms – sie ist quasi augenblicklich. Ein perfektes Beispiel hierfür ist der LG UltraGear 27GR95QE-B, ein 240Hz-OLED-Monitor. Bei ihm existiert Ghosting praktisch nicht, was die absolute Referenz für Bewegungsschärfe darstellt.

LG Electronics 27GR95QE-B UltraGear Gaming Monitor 27″ (67,32 cm)
✅ Quasi keine Bewegungsunschärfe
✅ Perfekter Kontrast für klare Sicht
✅ E-Sport-taugliche 240 Hz
❌ Geringere Helligkeit als Top-LCDs
Was ist Input Lag? Die Verzögerung deiner Befehle
Der Input Lag ist ein viel umfassenderer Wert. Er beschreibt die gesamte Zeitspanne von deiner physischen Eingabe (z.B. das Klicken der Maus) bis zum Moment, in dem die daraus resultierende Aktion (z.B. der Mündungsblitz deiner Waffe) auf dem Bildschirm sichtbar wird.
Die Reaktionszeit des Panels ist nur ein winziger Teil dieser Kette. Der Input Lag eines Monitors misst primär die Zeit, die die interne Elektronik des Bildschirms benötigt, um das Signal von der Grafikkarte zu verarbeiten und für die Darstellung vorzubereiten (Scaling, Farbverarbeitung etc.).
- Die Analogie: Bleiben wir beim Sportfotografen. Der Input Lag ist seine persönliche Reaktionszeit – die Verzögerung zwischen dem Startschuss und dem Moment, in dem sein Gehirn das Signal zum Drücken des Auslösers an seinen Finger sendet.
Ein hoher Input Lag des Monitors führt zu einem spürbaren, „schwammigen“ Gefühl. Deine Bewegungen fühlen sich verzögert an, dein Aiming indirekt. Diese Verzögerung ist der „wahrgenommene“ Feind jedes kompetitiven Spielers. Monitore, die speziell für E-Sport entwickelt werden, haben daher eine extrem optimierte Signalverarbeitung, um diese Verzögerung auf ein absolutes Minimum zu drücken. Ein Paradebeispiel ist der ASUS ROG Swift PG27AQN. Mit 360 Hz und dem integrierten NVIDIA Reflex Latency Analyzer ist er nicht nur darauf ausgelegt, schnell zu sein, sondern diese Geschwindigkeit auch messbar zu machen und den Input Lag der gesamten Kette (Maus -> PC -> Monitor) zu analysieren und zu minimieren.

ASUS ROG Swift PG27AQN – 27 Zoll WQHD Gaming Monitor
✅ Extrem niedriger Input Lag
✅ 360 Hz für maximale Flüssigkeit
✅ Integrierter NVIDIA Reflex Analyzer
❌ Hoher Preis
Das Zusammenspiel: Warum du beides auf Top-Niveau brauchst
Jetzt wird es entscheidend: Was passiert, wenn einer der beiden Werte schlecht ist?
- Szenario 1: Niedriger Input Lag, hohe Reaktionszeit. Dein Klick wird sofort verarbeitet, die Kugel verlässt den Lauf ohne Verzögerung. Aber weil die Pixel zu langsam sind, ist der Gegner, auf den du zielst, nur ein verschwommener Fleck. Du schießt quasi verzögerungsfrei auf eine unscharfe Geistererscheinung. Präzision ist unmöglich.
- Szenario 2: Hohe Input Lag, niedrige Reaktionszeit. Das Bild ist gestochen scharf. Du siehst jedes Detail des Gegners glasklar, ohne jegliches Ghosting. Aber dein Klick wird erst mit einer spürbaren Verzögerung umgesetzt. Bis dein Schuss auf dem Bildschirm registriert wird, hat sich der Gegner längst weiterbewegt.
Du siehst also: Es ist eine Symbiose. Die Bildwiederholrate (Hz) ist dabei das Fundament. Eine hohe Frequenz von 240Hz oder mehr reduziert die Zeit zwischen den einzelnen Bildern und senkt damit die Latenz. Aber sie erfordert eine entsprechend schnelle Reaktionszeit, damit jedes dieser 240 Bilder pro Sekunde auch scharf dargestellt werden kann. Ein Monitor, der beides exzellent balanciert und für ambitionierte Spieler zugänglich macht, ist der Alienware AW2723DF. Er kombiniert ein extrem reaktionsschnelles Fast-IPS-Panel mit einer hohen Bildrate (bis 280 Hz) und einer sehr geringen Signalverzögerung.

Alienware AW2723DF 27 Zoll QHD (2560×1440)
✅ Exzellente Reaktionszeit (Fast IPS)
✅ Sehr niedriger Input Lag
✅ Guter Kompromiss aus Speed & Bildqualität
❌ Benötigt eine potente Grafikkarte
Die Antwort: Was ist wichtiger für Shooter?
Nachdem wir die Technik seziert haben, kommen wir zur finalen Bewertung: Für schnelle Shooter ist die Minimierung der gesamten Systemlatenz, oft als „Motion-to-Photon-Latency“ bezeichnet, das oberste Ziel. Der Input Lag des Monitors ist ein direkter und spürbarer Teil dieser Latenz. Eine Reduzierung des Input Lags von 15 ms auf 5 ms ist ein klar spürbarer Vorteil.
Die Reaktionszeit ist hingegen ein „Enabler“ – ein ermöglichender Faktor. Du spürst sie nicht als Verzögerung, sondern siehst ihr Ergebnis als Bildschärfe. Eine Reaktionszeit muss lediglich „schnell genug“ sein, um mit der gewählten Bildwiederholrate mitzuhalten und Ghosting zu verhindern. Ob die Reaktionszeit dann 1 ms oder 0.1 ms beträgt, macht für die reine Schärfe kaum noch einen sichtbaren Unterschied.
Die Priorität lautet also:
- Wähle einen Monitor mit dem niedrigsten möglichen Input Lag.
- Stelle sicher, dass seine Reaktionszeit schnell genug ist, um die maximale Bildwiederholrate ohne sichtbares Ghosting darzustellen.
Glücklicherweise haben die Hersteller diesen Zusammenhang verstanden. [Schlussfolgerung] Heutzutage ist fast jeder hochwertige Gaming-Monitor mit 144Hz+ und einem IPS- oder OLED-Panel mit einer Reaktionszeit ausgestattet, die „schnell genug“ ist. Der wahre Unterschied im Gefühl und der Performance liegt daher immer öfter im Input Lag.
Checkliste: Worauf du bei deinem nächsten Shooter-Monitor achten musst
- [ ] Input Lag ist König: Suche nach unabhängigen Tests (z.B. von RTINGS, Hardware Unboxed), die den Input Lag messen. Alles unter 5 ms für den Monitor selbst ist exzellent.
- [ ] Reaktionszeit muss zur Frequenz passen: Achte auf eine GtG-Reaktionszeit von unter 4 ms für Monitore ab 144 Hz. Vorsicht bei „1ms MPRT“ – dies ist ein Marketing-Wert, der durch Tricks erreicht wird und oft zu einem dunkleren Bild oder Flimmern führt. GtG ist der ehrlichere Wert.
- [ ] Hohe Bildwiederholrate (Hz) als Basis: Eine hohe Frequenz (mindestens 144 Hz, kompetitiv 240 Hz+) ist die Grundlage für niedrige Latenz und ein flüssiges Bild.
- [ ] Panel-Typ bestimmt die Schärfe: Für maximale Bewegungsschärfe ist OLED ungeschlagen. Moderne Fast-IPS-Panels sind jedoch ein extrem guter und preiswerterer Kompromiss. VA-Panels sind oft langsamer und neigen eher zu „Smearing“.
- [ ] E-Sport-Features ernst nehmen: Technologien wie NVIDIA Reflex oder AMD Anti-Lag sind keine reinen Marketing-Gags. Sie reduzieren die Systemlatenz spürbar und ein Monitor, der diese unterstützt (insbesondere mit Reflex Analyzer), ist eine gute Wahl.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist ein ‚guter‘ Wert für Input Lag und Reaktionszeit in Millisekunden? Für die Reaktionszeit (GtG) gilt bei einem modernen Gaming-Monitor: unter 5ms ist gut, unter 3ms ist sehr gut. Für den Input Lag des Monitors selbst gilt: unter 10ms ist gut, unter 5ms ist exzellent. Beachte, dass der gesamte System-Input-Lag (PC + Monitor) immer höher sein wird, oft im Bereich von 15-30ms für ein schnelles Setup.
Ist ‚1ms MPRT‘ das Gleiche wie ‚1ms GtG‘? Nein, absolut nicht. ‚GtG‘ (Grey-to-Grey) misst die tatsächliche Pixel-Schaltzeit. ‚MPRT‘ (Moving Picture Response Time) ist ein Marketing-Wert, der die wahrgenommene Unschärfe misst. Der ‚1ms MPRT‘-Wert wird oft durch Strobing-Backlight-Techniken (z.B. ULMB, DyAc) erreicht, bei denen die Hintergrundbeleuchtung zwischen den Bildern kurz abgeschaltet wird. Dies reduziert die Bewegungsunschärfe, kann aber zu einem dunkleren Bild und Flimmern führen und funktioniert oft nicht zusammen mit G-Sync/FreeSync. Eine ‚1ms GtG‘-Angabe ist technisch aussagekräftiger.
Beeinflussen G-Sync oder FreeSync den Input Lag? Ja. G-Sync und FreeSync (Adaptive Sync) erhöhen den Input Lag minimal im Vergleich zu einem Betrieb ohne Synchronisation. Dieser Anstieg ist jedoch sehr gering und der Vorteil – die vollständige Eliminierung von Screen Tearing – überwiegt bei weitem. Die Alternative, V-Sync, erhöht den Input Lag dramatisch und ist für kompetitives Gaming ungeeignet. G-Sync/FreeSync ist daher der beste Kompromiss aus einem sauberen Bild und niedrigem Input Lag.
Kann ich meinen eigenen Input Lag messen? Die präzise Messung ist schwierig und erfordert Spezial-Hardware. Professionelle Tester verwenden Geräte wie den NVIDIA LDAT (Latency Display Analysis Tool) oder eine Hochgeschwindigkeitskamera (1000 FPS), um die Zeit zwischen einem Mausklick (oft durch eine LED am Mausgehäuse signalisiert) und der Reaktion auf dem Bildschirm zu messen. Für den Heimanwender ist dies meist nicht praktikabel.
Hat die Auflösung (z.B. 4K vs. 1440p) einen Einfluss auf den Input Lag? Die Auflösung selbst beeinflusst den Input Lag des Monitors nur minimal, da die Signalverarbeitung ähnlich schnell abläuft. Sie hat jedoch einen massiven Einfluss auf den Input Lag deines Gesamtsystems, da deine Grafikkarte erheblich länger benötigt, um ein 4K-Bild zu rendern als ein 1440p-Bild. Höhere Auflösungen führen also zu niedrigeren FPS, was die gesamte Systemlatenz erhöht. Deshalb spielen E-Sport-Profis oft mit niedrigeren Auflösungen, um die FPS und damit die Reaktionsfähigkeit des Systems zu maximieren.
Verwendete Quellen
- Blur Busters
- Gamers Nexus (YouTube Channel)
- NVIDIA.com
- PCGH.de